Prasat Thom Tempel-Komplex in Koh Ker |
Wie bereits auf der Übersichts-Seite erwähnt, heißt die Haupt-Anlage von Koh Ker Prasat Thom. Die meisten ihrer Teile sind bereits erbaut worden, bevor Koh Ker Hauptstadt wurde.
Als Jayavarman IV. Koh ker als seine Residenz gründete, scheint er ein Bildnis oder Symbol des höchsten Gottes, des Devaraja, auf der Pyramide an der Rückseite von Prasat von Prasat Thom verwahrt zu haben. Coedès folgerte daraus, dass die Pyramide und der Prasat bereits 921 begonnen worden waren. Barth datierte die Anfänge von Prasat Thom, basierend auf seiner Analyse der Inschriften von Koh Ker, sogar auf 919 zurück. Der königliche Haupttempel namens Prasat Thom liegt im Nordwesten des großen zentralen Reservoirs Rahal Baray. Der Haupttempek von Koh Ker ist entlang einer repräsentativen Prozessionsstraße angelegt, auf einer (nicht exakten) Ost-West-Achse, die zur Stufenpyramide namens Prasat Prang führt. Der ganze Komplex besteht aus zwei rechteckigen Höfen, die aneinander anschließen und von einer Lateritmauer umfriedet sind. Das vordere Rechteck enthält zwei einen Wassergraben und, von ihm umgeben, zwei kleinere innere Einfriedungen. Diese Anlage ist Prasat Thom in einem engeren Sinne. Der rückwärtige rechteckige Hof enthält die Pyramide, die üblicherweise Prasat Prang genannt wird. In anderen Worten: Der Grundriss des gesamten Komplexes ist nicht der übliche konzentrische, es ist ein länglicher linearer Plan. Das bedeutet, die Höfe liegen hinter einander, äußere Höfe umgeben nicht stets die inneren. Teile dieses Grundrisses (mit der Ausnahme der Stufenpyramide) wurden kopiert con dem berühmten und schönsten Khmer-Tempel, Banteay Srei, der nur einige Jahrzehnte jünger ist. Also durchquert die Achsenstraße mehrere Tempelgelände, das wichtigste ist Prasat Thom in einem engeren Sinne (also nicht den Tempelber Prasat Prang enthaltend, der zum anschließenden Gelände gehört). Der Kern von Prasat Thom ist ein Ensemble von neun Prasat-Türmen umgeben von drei Einfriedungen. Ein Ring von länglichen Gebäuden, Gallerien genannt, umgibt das innere Areal zwischen der ersten (inneren) und zweiten Einfriedung, ein eindrucksvoller Wassergraben liegt zwischen der zweiten und der dritten (äußeren) Umfassungsmauer. Damit ist der Gesamtkomplex (Prasat Thom im weiteren Sinne) ein linearer Tempel, wohingegen sein größtes einzelnes Tempelgelände (Prasat Thom im engen Sinn) gleichzeitig einen konzentrischen Tempel darstellt. Der Gebrauch von konzentrischen Einfriedungen mir Gopuram-Zugängen wurde eingeführt und prägend in Roluos und dann erneuert an Prasat Thom und einigen anderen Heiligtümern in Koh Ker, aber nicht bei der gestuften Pyramide Prasat Prang. Insgesamt muss Prasat Thom (wie später auch Banteay Srei) als einee Kombination aus beidem, linearem und konzentrischem Grundriss, beschrieben werden. Nicht nur diese Kombination aus linearer und konzentrischer Struktur, auch weitere Details von Prasat Thom wurden ein halbes Jahrhundert später von dem Architekten des am schönsten geschmückten, aber kleineren Tempels von Banteay Srei übernommen. Mit der Ausnahme von Prasat Thom und Banteay Srei, wurden axiale Grundrisse in der alten Khmer-Architektur nur für Tempel auf Hängen von natürlichen Hügeln oder Bergen verwendet. Die besten Beispiele sind Preah Vihear an der thailändischen Grenze und Wat Phu im heutigen südlichen Laos. Lassen Sie und einen Blick auf die Gebäudegruppen werden, die entlang der Ost-West-Achse angereiht sind, weiter unter detaillierter: Nähert man sich von Osten, 15 Grad nach Norden geneigt, wie dieses Monument ausgerichtet ist, besteht es aus - zwei Gebäuden des Typs, der Palast genannt wird, etwa 170 m vor dem Tor und auf beiden Seiten der Achse des Monuments gelegen. - Ruinen eines großen Gopurams als Haupteingang, mit angrenzenden Gallerien, die vielleicht eine vierte, äußere Einfriedung andeuten - Prasat Kraham, mit dem größten Innenraum der gesamten Anlage, ist der Osteingang der dritten Einfriedung, also auch ein sogenanntes Gopuram - die zentrale Baugruppe, Prasat Thom im engeren Sinne, ist umgeben von einem breiten Wassergraben - Prasat Prang, die wohlproportionierte Stufenpyramide, ist das Wahrzeichen von Koh Ker. - das ”Grab des weißen Elefanten”, obwohl weniger augenfällig, ist ein weiterer künstlicher Hügel |
Paläste an Prasat Thom
courtyard in the southern palace
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Die beiden gebäudegruppen, die Paläste von Prasat Thom genannt werden, liegen auf der gegenüber liegenden, östlichen Seite des Parkplatzes an Prasat Thom. Die flankieren den Beginn einer Prozessions-Allee, die die Achse des gesamten Komplexes bidlet. Trotz ihres Namens ist es unwahrscheinlich, dass sie wirklich als Paläste dienten. Sie sind zu klein für diesen Zweck, und Residenzen von Khmer-Königen wurden aus Holz errichtet, bis zum heutigen Tag übrigens. Der echte Königspalast von Koh Ker wird eine separate Anlage innerhalb der Stadtmauern gewesen sein, unabhängig vom Haupttempel.
Gleichwohl wird der Terminus "Paläste" für jene Bauten der Architektur der alten Khmer verwendet, die einen gemeinsamen Innenhof umgeben und eine Art Kreuzgang bilden. Solche Paläste sind zum Beispiel von Nebengebäuden des großen Komplexes von Preah Vihear bekannt. Sie könnten als Andachts-Räume für die königliche Familie gedient haben oder als eine Art Empfangsräume für Ehrengäste, wenn staatliche Zeremonien abgehalten wurden. Die zwei sogenannten Palastgebäude an Prasat Thom in Koh Ker sind die ältesten ihrer Art in der Khmer-Architekur. Die Lateritbauten werden für gleichzeitig mit den ältesten Teilen von Prasat Thom gehalten, das bedeutet, sie sind von etwa 920, als Koh Ker noch nicht die Hauptstadt war. Jeder dieser Paläste besteht aus vier länglichen rechtwinkligen Galerien, einst mit Satteldächern und Giebeln. Sie umgeben einen rechteckigen Hof, aber sie sind nicht symmetrisch angelegt und umfassen ihn auch nicht lückenlos. Jede Galerie ist in drei Abschnitte von unterschiedlicher Größe eingeteilt, einige haben Vorbauten, jedes ist mit gestützt von zwei Reihen quadratischer Pfeiler. Die Räume haben Fenster mit Balustern. Die Gebäude senkrecht zur Prozessionsstraße werden von Osten belüftet und jene parallel zu ihr an der Südseite. Das östliche Paar, das für eine Art Ehrenhalle gehalten wird, ist von den anderen durch eine breitere Lücke getrennt. Jedes hat ein Vorbauten, die dem auf der anderen Seite der Straße gegenüber liegen. Die südlichen Galerien haben solche Vorsprünge an beiden Enden. Die nördlichen und westlichen haben keine Vorbauten. |
Östlichstes Gopuram
Das erste Gebäude nahe dem Parkplatz ist ein großes Torgebäude, ein typisches kreuzförmiges Gopuram mit gleich großen Seitenflügeln. Der Bau ist an beiden Seiten durch große Fenster mit Balustern belüftet. Der Dachaufbau fehlt.
Dies könnte das Tor einer vierten (äußeren) Einfriedung gewesen sein, die ursprünglich geplant war und dann nicht vollendet wurde oder die aus vergänglichem Material errichtet war, ähnlich wie später die äußere Einfriedung von Banteay Srei. An die Seitenflügel schließen sich lange Galerien an, die an der Außenseite geschlossen sind und geöffnet zum Tempel hin. Wahrscheinlich bestanden die Dächer aus Ziegeln auf Holzträgern. Sie wurden an der Tempelseite durch runde Steinpfeiler gestützt. In der Achse dieser Anlage folgeb den Gopuram offene Säulenhallen, die wiederum schwere quadratische Steinsäulen aufweisen. Zwei große symmetrische Laterittürme standen zwischen ihnen und der äußeren Umfassungsmauer dieses Monuments, an jeder Seite des Eingangs. |
Prasat Krahom, Gopuram von Prasat Thom
Prasat Krahom mit Löwenwächter-Skulpturen
Prasat Krahom von Prasat Thom, Sockel einer Statue,
die einst den tanzenden Schiwa darstellte |
Prasat Krahom (oder Prasat Kraham) bedeutet "Roter Tempel", weil er aus rotem Backstein errichtet ist. Es könnte rekonstruiert oder vergrößert worden sein, nachdem Jayavarman IV, die Oberherrschaft errungen und Koh Ker zur Hauptstadt gemacht hatt. Parmentier geht sogar davon aus, dass er etwas jünger ist als das zentrale Heiligtum.
Prasat Krahom ist das östlich Eingangstor der dritten Umfassungsmauer von Prasat Thom, aber wird manchmal als ein eigener Tempel angesehen, aus zwei Gründen. Erstens liegt Prasat Krahom außerhalb des Wassergrabens von Prasat Thom, und Prasat Thom in einem sehr engen Sinn ist nur der Tempel auf der künstlichen Insel, die von diesem Graben geschaffen wird. Zweitens ist der Sandstein-Turm von Prasat Krahom höher als die Prasats in der Mitte von Prasat Thom. Tatsächlich enthält Prasat Thom den größten Innenraum eines Heiligtums im gesamten Haupt-Tempelkomplex von Koh Ker. Prasat Krahom, obwohl ein Gopuram, ist als ein typischer Ziegel-Prasat errichtet, it einer quadratischen Basis und vier zurückspringenden Dachstufen und mt Sandstein-Portalen und -Türstürzen. Die Szenen an Türstürzen scheinen überwiegend vischnuitisch zu sein. Der große westliche Türsturz ist geschmückt mit der Figur von zwei Kriegern, die einen Elefanten flankieren. Anders als zeitgenössische echte Prasats kann Prasat Krahom durchquert werden, aufgrund von Portalen in entgegengesetzten Richtungen. Das ist um so bemerkenswerter als es in der Khmer-Architektur keine früheren Beispiele von Gopurams (Durchgangstoren) in der Form und Größe von Prasats gibt. Damit markiert Prasat Krahom den Beginn der Tendenz, Tempeltürme als Eingangstore zu bauen, was in späteren Perioden der Khmer-Architektur typisch wurde. Prasat Krahom ist auch in anderer Hinsicht ein Prototyp für Tortürme der Khmer, nämlich als Aufstellungsort einer Statue. Fragmente einer riesigen Schiwa-Statue (Sadashiva) wurden innerhalb Prasat Krahoms gefunden, ihre Hände sind nun im Nationalmuseum in Phnom Penh ausgestellt. Dieser gigantische tanzende Schiwa hatte fünf Köpfe und acht Arme, Reste von fünf von ihnen wurden gefunden. Sie trugen Attribute eines Kriegers. Die gesamte Statue war drei oder vier Meter hoch. Es ist die einzige bekannte Kolossalstatue eines tanzenden Schiwa in dr Khmer-Kunst. Aufgrund ihrer Größe war es nötig, das umgebende Gebäude Prasat Krahom erst zu errichten, nachdem die Statue aufgestellt worden war. Wie erwähnt, es wurden nur Bruchstücke gefunden, mehr als zehntausend Teile wurden entdeckt. Doch viele Teile fehlen. Es gibt Spuren von Plünderungen in Prasat Krahom, zum Beispiel Meißelspuren. Dies ist auch der Grund, warum es nun so viele kleien Bruchstücke gibt. Als sie für Untersuchungen in Siem Reap und in Heidelberg, Deutschland, abgejolt wurden, musste die Dorfgemeinschaft von Koh Ker einbezogen werden, um ihr Einverständnis einzuholen, sie hielt eine Zeremonie ab, um den Schutzgeist der Figur von Prasat Krahom zu beschwichtigen. Von diesem chthonischen Geist namens Neak Thau wird gegelaubt, dass er in dem Sockel lebe. Es gab vier weitere Statuen in Prasat Krahom, eine von ihnen ist nun verwahrt und ausgestellt im Guimet Museum in Paris. Zwei Skulpturen stellten männliche Trommler dar, die anderen beiden weibliche Figuren, nämlich Uma und Kali. Die letztere hatte Schädel und Knochen in den Händen. Darüber hinaus gab es eine eigentümliche Genie mit Tierköpfen. Prasat Krahom war einst auch für Löwenskulpturen bekannt. Sie flankierten die Teilungswände und Treppenaufgänge, aber kaum eine davon ist noch in situ. Prasat Krahom hatte sitzende und auch liegende und stehende Löwen. Liegende und stehende Löwenskulpturen sind sonst aus der Bildhauerkunst der Khmer nicht bekannt. Die oben erwähnte Tempelachse durchquert Prasat Krahom und führt dann über den Damm. Der Kerntempel von Prasat Thom wird über diesen Zugangsdamm erreicht, der von Nagas flankiert ist. |
Prasat Thom Insel-Tempel
Prasat Thom Wassergraben zwischen dritter und zweiter Mauer
Prasat Thoms innere (erste) Einfassungsmauer
Prasat Thoms zentrale neun Prasat-Türme
Prasat Thoms zentrales Heiligtum
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Der Kern von Koh Kers linearem Haupt-Tempelkomplex zeigt ein recht konventionelles Grundriss-Schema mit drei konzentrischen Einfriedungen, wie bereits erwähnt. Dieses konzentrische Ensemble oder zumindest die beiden von dem Wassergraben umgebenden Einfriedungen werden Prasat Thom im engeren Sinne genannt.
Es gibt zahlreiche Inschriften an den Mauern der Zugangstore. Die bedeutendste ist diejenige am ersten östlichen Gopuram (K.184), sie enthält Informationen, dass der Tempel 921 der der Gottheir Tribhuvaneshvara geweiht wurde. Die Sanskrit-Inschrift erwähnt auch die Einweihung eines Schiwa-Lingams für diesen "Drei-Welten-Herrn". Das bedeutet, das Symbol höchster königlicher Macht wurde bereits errichtet, bevor 928 Jayavarman IV. den Thron bestieg und Koh Ker die Hauptstadt wurde. Darüber hinaus waren bereits Schutzgeister seines Königreichs an diesem Kerntempel von Prasat Thom verehrt worden, bevor Jayavarman IV. König des Angkor-Reiches wurde. Also nut die erste (innere) und zweite Einfriedungsmauer liegen auf der künstlichen Insel, die zweite Umfassungsmauer verläuft entlang des weiten Wassergrabens, der seinerseits von der dritten (äußeren) Einfriedungsmauer umgeben ist. Zwischen der dritten und zweiten Einfriedung liegen der oben erwähnte Zugangsdamm über den inneren Wassergraben ebenso wie der westliche Damm, der zur Pyramide führt, sie waren flankiert von siebenköpfigen Nagas an jeder Seite. Die vier Nagas schauen nach Außen, ihre Schwänze sind leicht erhoben an den inneren Enden der Dämme. Hinter jeder Naga steht eine riesige Garuda-Skulptur, es scheint die mythologische Handlung der Nachstellung nach der Naga dargestellt zu sein. Diese dreidimensionale Gruppe ist das erste Auftauchen des Motivs des Garudas, wie er die Naga greift, das später ein wichtiges Sujet in der Khmer-Kunst wurde. Aber es ist ein seltenes Beispiel dafür, dass Garuda und Naga getrennt erscheinen. Die zweite Umfassungsmaier, die ebenfalls aus Laterit ist, hat zwei Gopurams des üblichen Typs im Osten und Westen. Sie sind viel kleiner als Prasat Krahom, das Gopuram der (äußeren) dritten Einfriedung. Eine Reihe von schmalen Laterit-Bauten zwischen der zweiten und ersten (inneren) Einfriedung bilden eine Art Ring von Galerien ähnlich denen an Pre Rup in Angkor eine Generation später. An älteren Tempeln wie dem Bakong in Roluos und dem Bakheng in Angkor und Phnom Krom nahe dem Tonle Sap gab es nur Andeutungen dessen, was nun eine fast kontinuierliche Reihe von Galleriebauten wie zwischen der ersten und zweiten Umfassungsmauer von Prasat Thom wird. Die erste (innerste) Einfriedung ist aus Sandstein errichtet. In diesem innerehn Hof gibt es zwei Bibliotheksgebäude. Es handelt sich um die ersten Bibliotheken der Khmer über einem rechteckigen statt strikt quadratischen Grundriss. Wie üblich sind sie zum Haupt-Heiligtum hin geöffnet, in diesem Falle nach Westen. Innerhalb dieser inneren Einfriedung gibt es zwölf weitere Ruinen von kleinen Türmen, die das zentrale Heiligtum umgeben, sie sind in Gruppen zu dritt in jeder Ecke dieses inneren Tempelhofs angeordnet. Alle sind aud Zigelstein erbaut, mit Türstürzen und Ziersäulen aus Sandstein. Alle 21 Prasats schenen Lingams enthalten zu haben. Die Kernstruktur von Prasat Thom, im Mittelpunkt der Anlage, sind neun Türme in zwei Reihen, eine von fünf und eine von vier auf einer einzelnen T-förmigen Plattform. Obwohl die den Kern des gesamten riesigen Komplexes bilden, sind sie von moderter Größe und auch aus Ziegelstein errichtet. Ein längliches Gebäude in der Hauptachse, vor den zentralen Prasats und auf der gleichen Plattform, ist ein frühes Beispiel für eine typische Vorhalle, in der indischen Architektur Mandapa genannt. In Hindu-Tempels sind Mandalas die Orte der Verehrung, in denen Gebete gehalten und Gaben an die Götter an die brahmanischen Priester ausgehändigt werden. Das innerste Heiligtum dagegen (das Sanktum, das on Indien von einem Shikhara-Turm oder in Kambodscha von einem Prasat-Turm bekrönt wird) war für das Idol der Gottheit reserviert. Einige Fragmente eines Stiers oder Büffels können noch in situ gesehen werden. Üblicherweise wird angenommen, dass diese Tierfigur Nandi darstelle, Schiwas Reittier. Diese Deutung wurde von dem französischen Angkor-Entdecker Louis Delaporte vorgeschlagen, der 1885 Koh Ker erforschte. Es gibt zwei Schiwa-Symbole vor und hinter Prasat Thom, nämlich den tanzenden Schiwa in Prasat Krahom und den Linga auf der Spitze von Prasat Prang, außerdem die 21 Lingas in allen Prasats des Innenhofs. Darum erschien es naheliegend, dass Figuren in diesem zentralen Teil von Prasat Thom ebenfalls schiwaitisch waren. Doch neuere Untersuchungen kamen zu einem anderen Ergebnis. Es ist nun ziemlich sicher, dass es sich bei dieser Figur um einen Büffel handelt und nicht um einen Bullen. Ein Grund für diese neue Interpretation ist der Winkel des Horns. In der Hindu-Mythologie ist der Büffel das Reittier eines anderen Gottes, nicht Schiwas, sondern Yamas. Yama ist der Gott des Todes oder genauer: der Gott des Gerichts über die Verstorbenen. Der Büffel gehörte zu einer Gruppe von Skulpturen mit Yama in der Mitte. Die ganze Gruppe stellte das Totengericht dar. Yama üblicherweise begleitende Figuren sind der Schreiver Chitragupta, ein Buckeliger mit einer Waage der Gerechtigkeit und die Personifikation des strafenden Stocks Danda. Di Gruppe in der Haupthalle des innersten Hofs als Yamas Gericht zu interpretieren, bietet einen Schlüssel zu einer völlif neuen und zusätzlichen zweiten Interpretion der Gesamtanlage. Es war nicht nur ein Schiwa-Tempel als Symbol höchster Macht. Der Tempel war Schiwa auch deshalb geweiht, weil dieser Gott der Erneuerer des Lebens ist. Der zentrale Lingam in der Mitte der inneren Einfriedung und der größte Lingam auf der Spitze der Pyramide konnten nur erreicht werden, nachdem man Yamas Totengericht passiert hatte. Und der tanzende Schiwa im Eingangstor der dritten Einfriedung, Prasat Krahom, ist ein Symbol der Gesetze und Rhythmen und auch der Macht der Zeit. Damit ist der räumliche Gang durch den Tempel auch eine Reise durch die Zeit, und ihr letztes Stadium ist erst erreicht nach Tod und Gericht. Diese Interpretation bedeutet eine zweite Art der Ehrung des Königs, nicht nur für seine Macht, sondern auch für seinen erhöhten Status nach dem Tod, dann dem Schiwa noch näher. Um zu einem Schluss zu kommen: Die Yama-Interpretation der Haupt-Skulpturengruppe von Prasat Thom bedeutet, dass dies nicht nur ein Reichstempel war, sondern auch ein sepulkrales Heiliftum, den verstorbenen König ehrend, der das Gericht bestanden hat. Es ist sehr wahrscheinlich, - und bekannter - dass Angkor Wat nicht nur ein Reichstempel war, sondern auch der Totentempel des Königs, der es erbaute. Und das Gericht Yamas ist ein Hauptmotiv an den berühmten Galleriewänden des Angkor Wat. Die neue Interpretation der zentralen Gruppe von Prasat Thom in Koh Ker gibt einen Hinweis darauf, dass Angkor Wat - als Reichs- und Totentempel gleichzeitig - nicht die Ausnahme von der Regel gewesen sein muss, sondern dass auch frühere Reichstempel bereits zur Glorifizierung des verstorbenen und nicht nur des noch lebenden Königs dienten. Lokale Traditionen betrachten Pre Rup in Angkor, nur wenige Dekaden jünger als Koh Ker in Angkor, als eine königliche Begräbnisstätte, und es könnte darin mehr Wahrheit liegen als erwartet, und Reichstempel könnten generell auch zum Gedenken an den verstorbenen König gedient haben und zur Ehrung seiner erhöhten Macht, nachtem er wiedergeboren und durch das Gericht für würdig befunden ist, näher bei den Göttern zu leben. Die Prozession entlang der Tempelachse mag als ein symbolisches Ritual für Wiedergeburt und das Bestehen von Yamas Prüfung für den Besucher gewesen sein. Aber Besucher von Reichstempeln der Khmer waren nicht einfache Leute, sondern nur Würdenträger, Angehörige der königlichen und priesterlichen Familien. Beim Verlassen des Kerntempels von Prasat Thom in Richtung Westen wird sich ein weiterer Hinweis finden, dass diese Haupt-Tempelgruppe auch eine Bestattungsfunktion hatte, nämlich das Grab des weißen Elefanten hinter der Pyramide. Eine berühmte Skulptur, die zwei Ringer darstellt, wurde im westlichen Teil dieses Kernteils von Prasat Thom gefunden. Sie sind nun im Nationalmuseum von Phnom Penh ausgestellt als pergekte Beispiele für den dynamischen Stil von Koh Ker. Das westliche Gopuram der zweiten Umfassungsmauer beherbergte eine große Skulptur, die Schiwa mit seiner Gemahlin auf dem Bullen Nandi reitend darstellte. Mehrere Inschriften in Sanskrit und Khmer, mehr oder weniger entzifferbat, wurden in Prasat Thom entdeckt, die meisten an den Wänden und Pfeilern der Gopurams. |
Prasat Prang an Prasat Thom
Prasat Prang Stufenpyramide an Prasat Thom
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Die Prozessions-Allee durch Prasat Thom hindurch endet an Koh Kers Wahrzeichen, der Stufenpyramide. Sie ist von ihrer eigenen Einfriedungsmauer umgeben, aber nur einer einzigen, integriert in die lineare Abfolge der Gesamtanlage von PRasat Thom.
Der künstliche Tempelberg, eingekleidet mit Sandstein, ist 62 m breit und 36 m hoch, verglichen mit 15 Metern des Bakong. Die Pyramide hat sieben Terrassen von regelmäßiger Höhe, sie sind wohlproportioniert. Ihre Kanten bilden die Umrisslinie eines gleichschnekligen Dreiecks, höher und steiler als die früheren pyramidischen Reichstempel Bakong in Roluos und Bakheng in Angkor. Prasat Prangs Form kommt dem Erscheinungsbild mancher mesoamerikanischen Maya-Pyramiden am nächsten. An der Südseite hat die siebte Stufe eine Scheintür. Die oberste Stufe misst 12 m Seitenlänge. Der einzige Treppenaufgang der Pyramide ist auf der Ostseite. Es gibt nun keinen Prasat-Turm auf der Spitze, was die pyramidische Erscheinung um so markanter hervortreten lässt. Vielleicht war ein Tempelturm auf der Spitze, ähnlich dem des Bakong, geplant und wurde nur nie ausgeführt, oder er war aus verweslichen Materialien wie Holz statt aus Stein, oder das einzige Monument auf der Spitze war der Lingam, der in diesem Falle sichtbar bleiben sollte. Falls ein Prasat gebaut worden sein sollte, um diesen Lingam zu schirmen, hat die Pyramide wohl eine Höhe von 64 Metern erreicht, was auch die Breite auf Bodenniveau ist. Der Bau wäre damit der Höhe des Angkor Wat gleichgekommen. Die letzten beiden Terrassen können als das Fundament dieses Lingas angesehen werden, das selbst nicht erhalten ist. Nur sein Sockel, gestützt von lebensgroßen Löwen, ist erhalten. Wie dem auch sei, es ist wahrscheinlich, dass diese Pyramide den Linga Tribhuvaneshvara trug, der das Staatssymbol von König Jayavarman IV. war. Nicht einmal Spuren dieses Linga sind gefunden worden, es könnte aus Metall gewesen sein, mit Gold oder vergoldeter Bronze und deswegen geraubt. Aber aufgruns der riesigen Größe des Sockels auf der Spitze der Pyramide schätzte Parmentier, dass dieser Kingam 4,50 m hoch und 1,50 m breit war, falls es in der herkömmlichen dreistufigen Form der Khmer gestaltet war, quadratisch unten (Brahma symbolisierend), oktogonal in der Mitte (Vishnu) und zylindrisch und phallisch an der Spitze (Schiwa). Falls dieses Linga aus Sandstein gemacht war, würde sein Gewicht mehr als 24 Tonnen betragen haben, noch weit mehr, wenn es mit Metallen geschmückt war. Mindestens 400 Mann, unterstützt von Elefanten, waren nötig zum Anheben dieses Lingas. Dessen Errichtung wird in zahlreichen Inschriften gepriesen. Der technische Kraftakt erklärt den prahlerischen Ton am Beginn der Inschrift K.824: "Fügung, Erfolg, Glück, Sieg." Eine Inschrift an Prasat Damrei erwähnt ein großes Lingam errichtet auf der Spitze eines Prang. Eine der Sanskrit-Inschriften von Prasat Thom, datiert 921, erwähnt die Errichtung des Gottes Tribhuvanshvara durch Jayavarman IV. Eine andere, in Khmer, gleichen Datums, beschreibt die Schenkungen zweier Würdenträger an den Devaraja (in Khmer: Kamrateng Jagat ta Raja) Es ist ziemlich sicher, dass der Lingam und die Gottheit Tribhuvaneshvara miteinander zu identifizieren sind. Gleichwohl gibt es eine Debatte ob dieses Idol des "Gottkönigs" Devaraja, das nach Koh Ker transportiert worden sein soll, das gleiche ist wie dieser Lingam. Aber üblicherweise barg der Hauptschrein auf der Spitze einer Tempelpyramide der Khmer nur ein Lingam und keine figrualen Idole und war dabei ein Ort der Verhehrung für den Devaraja. Darum werden meistens Devaraja-Bildnis und Tribhuvaneshvara-Lingam im Falle Koh Kers als identisch angesehen. |
Hügel des Weißen Elefanten |
Es gibt ein weiteres Bauwerk, das zum Hauptkomplex von Koh Ker gehört. Hinter der rechtwinkligen Einfriedung des Pyramiden-Geländes liegt ein konischer Hügel, der völlig uberwuchert ist und darum natürlich erscheint, aber tatsächlich von Menschenhand geschaffen ist. Anwohner nennen ihn das Grab des weißen Elefanten. Weiße Elefanten sind in Südostasien Symbole der königlichen Macht. Obwohl moderne Khmer-Namen für historische Bauten selten Hinweise über deren ursprüngliche Funktion enthalten, könnte in diesem Falle die moderne Interpretation Sinn machen. Es gibt eine Beziehung zwischen diesem zweiten Tempelberg und dem historischen König Jayavarman IV., vielleicht diente er sogar als dessen Grab.
Allerdings dachte Parmentier , dass dieser Hügel eine provisorische Bleibe des Devaraja gewesen ist, wo dieses königliche Machtsymbol aufbewahrt worden sein könnte, bevor die Pyramide errichtet wurde. Aber es könnte genau umgekehrt sein: Der zweite Tempelberg könnte eine spätere Ergänzung sein, die nie fertig gestellt wurde. Es gibt einen schmalen Pfad zur Spitze, aber aus Sicherheitsgründen ist er nun geschlossen. |